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Aktualisiert: 29. Sept. 2023

Warum die digitale Transformation vieler Unternehmen letztendlich am mehrheitlich hausgemachten Fachkräftemangel scheitert.


Bild: Tima Miroshnichenko


In keiner Unternehmensstrategie der Neuzeit fehlt sie, die «digitale Transformation». Zumindest, wenn das Unternehmen älter als 15 Jahre ist. Digitale Transformation heisst für die Unternehmen vor allem auch eins, viele neue Mitarbeitende mit Digitalexpertise gewinnen. Und das gilt natürlich nicht nur in Bezug auf die Generalverdächtigen für die eigene IT-Abteilung, sondern für alle Mitarbeitenden, die zur erfolgreichen digitalen Zukunft der Unternehmung beitragen sollen. Der Stellenmarkt ist voll mit Jobangeboten für Digitalkräfte und die einzelnen Stellenanzeigen überquellen mit Aufzählungspunkten, was die umworbenen Kandidat:innen denn alles an digitalen Fähigkeiten mitnehmen sollen. Und weil gleichzeitig auch die sozialen Kompetenzen an Bedeutung gewonnen haben, kommen mindestens nochmals so viele Aufzählungspunkte dazu.


Doch wenn die Personalnachfrage exponentiell steigt, wird das Angebot an qualifizierten Mitarbeitenden knapp. Für den Bereich IT dauert es in der Schweiz inzwischen durchschnittlich 159 Tage, bis eine offene Stelle wiederbesetzt wird. Vor allem für kleinere Unternehmen wird es immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Der Kampf um die digitalen Talente ist in der Wirtschaft längst Realität. Das Rennen macht, wer mit einer attraktiven Unternehmensmarke, mit spannenden Aufgaben, mit erstklassigen Rahmenbedingungen wie Standort, Work-Life-Balance, Kinderbetreuung, Weiterbildung, Sicherheit und natürlich auch mit finanziellen Leistungen überzeugen kann.


Gerade im Grossraum Zürich buhlen auch zahlreiche internationale Unternehmen um die grössten digitalen Talente im Land. Allen voran die grossen Technologiekonzerne wie Google, Meta oder IBM, welche ihre Standorte in der Schweiz exponentiell ausgeweitet haben. Dabei profitieren sie als internationale Arbeitgebende von den Schweizer Standortvorteilen bezüglich Lebensqualität und wirtschaftlicher Stabilität. Mindestens ebenso wichtig ist die Nähe zu renommierten Universitäten, wie der ETH Zürich, welche ihnen die Nachwuchsförderung gleich abnehmen. Platzhirsch ist das Unternehmen Google, welches in Zürich inzwischen rund 5'000 Mitarbeitenden einen attraktiven Arbeitsplatz mit bester Schweizer Lebensqualität bieten kann, Gratisverpflegung aus der Gault-Millau-Küche inklusive. Zürich ist nach dem Hauptsitz in Mountain View, Kalifornien auch bereits der zweitgrösste Google-Standort weltweit. Und der Technologiekonzern bezahlt besonders gut. Gemäss Recherchen der «Handelszeitung» werden den talentierten Digitalkräften Jahressaläre von CHF 150'000.- für «User Interaction Designer» bis zu unglaublichen CHF 800'000.- für sogenannte «Senior Staff Software Engineers» angeboten. Wenn die grossen internationalen Technologieunternehmen die besten Digitalkräfte vom Markt abwerben, bleiben den übrigen Unternehmen nur noch die «Drittklasse-Fachkräfte» übrig. Und dieser Klassenunterschied zeigt sich dann wiederum in der Qualität der Digitalisierung und in den daraus resultierenden Wettbewerbsnachteilen.


Klar, Unternehmen wie Google oder Meta haben auf die Schweizer Wirtschaft einen bedeutenden Einfluss und fördern auch die digitalen Wettbewerbsvorteile des Landes. Doch der «freie Markt» ist im Kontext dieses Ungleichgewichts einfach nur noch eine ökonomische Illusion. Und die Politik zeigt wenig Handlungsbereitschaft. Nicht nur, dass im Bildungsbereich noch viel zu wenig für die Förderung digitaler Nachwuchskräfte getan wird. Wie jüngst bekannt worden ist, entlöhnt der Bund seine «Digital-Beamten» im Durchschnitt auch mit rund 13% mehr Lohn, als die Schweizer Privatunternehmen. Damit verschärft der Bund den Fachkräftemangel in der eigenen Wirtschaft. Wohlgemerkt, sind die Gehälter des Bundes auch aus Steuergeldern der Wirtschaft finanziert. Geld, das ebensogut in die Ausbildung guter Digitalkräfte investiert werden könnte. Der somit zum überwiegenden Teil auch hausgemachte Fachkräftemangel wird damit letztendlich zum grossen Stolperstein der Digitalisierung für viele KMU.


Licht am Horizont verspricht eine neue Generation von gut ausgebildeten Digitalkräften, die sich bewusst gegen die Tätigkeit für einen Grosskonzern wie Google oder Meta entscheiden. Weil sie beispielsweise nach mehr Sinnhaftigkeit, kleineren agileren Unternehmen mit weniger Hierarchie oder nach anderen Kriterien eine Anstellung suchen. Für Unternehmen, die nicht mit Starköchen und grossen Salären auftrumpfen können, bedeutet dies, für die Bewerbung von Fachkräften bewusst andere Werte und Vorzüge ins Feld zu führen. Dies erfordert jedoch eine noch aktivere Auseinandersetzung mit den Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt, ein bewusstes «Employer Branding» weit weg von Stellenanzeigen mit hundert Anforderungspunkten und wenig wirklich überzeugenden Kriterien für die Unternehmung selbst. Deshalb, liebe Unternehmen, ist es höchste Zeit, nicht nur in der Werbung, sondern auch auf dem Arbeitsmarkt eure beste Seite zu zeigen!


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Text: David Elsasser






Publikation nur mit Genehmigung und Nennung des Autors und der Unternehmung ReMindset. Sämtliche Aussagen in diesem Beitrag basieren auf der persönlichen Meinung und

Einschätzung des Autors und sind nicht an die Interessen früherer und bestehender Geschäfts- und Arbeitsbeziehungen oder an politische Interessen gekoppelt.



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